Sonntag, 2. August 2015

"Krabben verhaften" - Koh Chang

Nach unserem ausführlichen Kulturprogramm und einem streikenden Magen entschieden wir uns für einen privaten PKW inkl. Fahrer, der uns innerhalb von zwei Stunden zum Grenzübergang Poi Pet bringen sollte. Den Bus lehnten wir von vornherein ab - sie fahren alle gleichzeitig in Siem Reap los und kommen entsprechend zur gleichen Zeit an. Das hätte für uns stundenlanges Warten an der Grenze bedeutet. Minibusse sind ein prima Kompromiss gegenüber Taxi und Bus, aber da die Lemongrass-Suppe am Vorabend wie Spülwasser schmeckte und etwas drin war, was nicht hinein gehörte, nutzten wir den Luxus für 30$.
Wir schauten in aller Ruhe aus dem Fenster und sogen die letzten Bilder von Kambodscha in uns auf. Eine völlig abgemagerte Frau auf dem hinteren Sitz eines vorbeifahrenden Mopeds blieb mir in Erinnerung - sie sah dem Tode nahe aus; die Augen tief in ihren Höhlen eingefallen und die Wangenknochen hervorstehend.
Ein anderes Moped: die Frau fährt ihren Mann, der wiederum seinen Tropf halten muss. Wir konnten es erst gar nicht glauben, was wir sahen - es ist sehr weit weg von unserer deutschen Realität.
Nachdem wir an der Grenze zu Thailand wieder alle Zettel komplett ausfüllen mussten (und unsere PassportNo. für immer auswendig wissen:-)), stiegen wir anschließend in ein neues Taxi, welches bereits unterwegs per Telefon arrangiert wurde. Auf nach Koh Chang! Der thailändische Fahrer zog völlig aus der Kalten über das kambodschanische Essen her - nun ja, geschmeckt hatte es, aber...
Eigentlich rechneten wir mit 4 - 5 Stunden auf der Straße, aber er raste zügig auf Schleichstraßen an der kambodschanischen Grenze entlang und eh wir uns versahen, war es in 3,5 Stunden geschafft.
Wir waren am MEER! Jeder von uns hat es vermisst. Das Gepäck ist gefühlt nur noch halb so schwer und wir sind richtig glücklich.
Die Unterkunft, die wir uns zuvor im Netz ausgesucht hatten, kann man generell nicht reservieren (Porn's Bungalow am Kai Bae Beach). Also hieß es Mut zum Risiko! Unser Alternativ-Schlafplatz wäre das nächste Kloster gewesen, in dem wir versucht hätten, unterzukommen. Aber wir hatten riesiges Glück: der einzige Familienbungalow war noch frei und liegt wirklich direkt am Strand. Die Aussicht - einfach traumhaft.









Nach etwa sieben Wochen ist unser Reisen für Nuno und Ronja mittlerweile richtig angekommen. Sie bauen im Sand Reisfelder, verlangen die Rechnung auf Englisch und wollen immer wieder neue Wörter übersetzt wissen.

Nuno bastelte derweil pedantisch an seiner Angelausrüstung: zwei alte Schnüre, einer unserer Haken und eine Koralle als Gewicht reichten dafür. Mit voller Schnorchelausrüstung ging es dann ins Meer. 



Auf seinen Fisch war er riesig stolz und verfütterte ihn umgehend an Mau, unserer Privatkatze hier. Außerdem ist keine Krabbe vor ihm sicher - jedem noch so kleinen Scherentier wird nachgestellt, es angepackt und dann laut "Krabbi ist verhaftet" gerufen, während der arme Querläufer an beiden Scheren hochgehalten wird.



Beim Spazierengehen bekamen wir frisch geerntete Kokosnüsse geschenkt und die Thais freuten sich mit unseren Kindern. Vor allem Nuno war sehr beeindruckt von dem Mann, der in der 15 Meter hohen Palme saß und die Früchte hinunter warf. In diesen Momenten fragte ich mich, was wohl in seinen bewussten Erinnerungen an unsere Reise erhalten bleibt...






Gegen Abend suchen wir uns für gewöhnlich ein Straßenrestaurant aus und mit Kindern muss man (leider) auch jede Toilette besuchen! Gestern war eine ganz besondere dabei!



Zu Euerm Glück überträgt der Blog keine Gerüche. Eigentlich wollte ich zum Ende unserer Reise einen Nase-Rümpf-Award für die "leckersten" Toiletten vergeben lassen, habe aber nicht genug Bilder - das gibt's bei der nächsten Reise.
Eine Koreanerin riss sich am Nachbartisch von ihrer biertrinkenden Reisegruppe los und wollte voller Neugier einen Blick in die Küche werfen. Eh sie sich versah, stand der Boss neben ihr und meinte aufgeregt "Nee nee, nur kochen, nicht gucken!" Die Küche wollten wir lieber nicht sehen.

Gestern am Donnerstag ereignete sich hier am Strand vor unseren Augen ein schlimmer Badeunfall. Die See ist seit Tagen aufgewühlt und Wellen schlagen auf, aber noch lange nicht in der Intensität, wie wir es von der Ostsee kennen. Bei solchem Wetter in der Regenzeit bilden sich immer wieder Unterströmungen, die auch den geübtesten Schwimmer auf's Meer hinaus treiben können und jedes Jahr sterben hier an den Stränden Koh Changs Menschen durch Ertrinken. Gestern jedenfalls wollte ein chinesisches Paar auf die Insel laufen, die auf unseren Bildern ganz nah erscheint. Das Wasser ist recht flach, aber ab der Hälfte muss man über lebloses Korallengestein laufen. Die beiden gerieten in arge Schwierigkeiten und der Mann trieb bereits bewusstlos im Wasser, eh das Rettungsboot sie erreichte. Wiederbelebungsversuche auf der Rückfahrt halfen nichts - sie trugen den leblosen Körper über den Strand zu einem Auto und brachten ihn ins Krankenhaus. Es steht fifty-fifty. Seitdem wehen die roten Fahnen und unsere Kinder dürfen nur noch bis zu den Knien ins Wasser.
Heute kam es in den Lokalnachrichten: der Mann ist gestorben. Die Frau kehrt alleine aus ihrem gemeinsamen Urlaub zurück...

Touristen werden immer wieder auf's Neue gewarnt, aber die Einheimischen resignieren angesichts der Ignoranz.
Wen es also einmal einen von Euch nach Koh Chang verschlägt, dem empfehlen wir den flachen Kai Bae Beach mit einer Vor-Ort-Information über die Strömungsverhältnisse.

White Sand Beach
Chai Chet
Klong Phrao
Lonley Beach
sind sicher auch ganz tolle Strände, aber gehen gleich tief ins Wasser - dort kommt es auch gehäufter zu Badeunfällen. Der familiengeeignetere ist wirklich der Kai Bae Beach.

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