Dienstag, 23. Juni 2015

Nakhonthai - Wo bitte geht's zum Nationalpark?

In Phitsanulok stiegen wir in einen lokalen Bus, der eher einem Seelenverkäufer glich.
Nach der Abfahrt am Busbahnhof dauerte es auch nicht lange und es gab einen enormen Knall unter unsere Füßen. Der Schreck saß Nuno und Ronja in den Knochen.

Aber der Busfahrer ist es scheinbar rutiniert angegangen:
- Anhalten, Aussteigen & 3x mit dem Bolzen in der Nähe der Schadstelle an den Bus klopfen, Weiterfahren
- Ein wiederkehrendes Geräusch blieb jedoch...egal, der Busfahrer gibt Gas!
- Kurze Zeit später: das Geräusch wird stärker und wandelt sich in ein taktvolles Rumsen.
- Der Busfahrer hält wieder an...dieses Mal schlägt er nicht gegen des Bus. Wozu auch!
- Stattdessen schleicht das vollbesetzte Gefährt zur nächsten Werkstatt. Der geplatzte Reifen wird sogleich in der Gluthitze gewechselt und uns rinnt die Suppe, während ein Mönch bei der Reparatur zuschaut und uns immer wieder bejahend anlächelt.    Wahrscheinlich wollte er uns Hoffnung vermitteln, dass es gleich weitergeht und der Ventilator wieder anspringt :-).



Laut unserem Reiseführer verirren sich nur wenige ausländische Touristen nach Nakhonthai, das sehr malerisch zwischen zwei Nationalparks liegt. Wir freuten uns auf Wasserfälle und unberührte Natur. Als wir an der Busstation ausstiegen, merkten wir sofort, dass sich generell wenige Touristen in diesen Winkel Thailands verirren. Ein mitreisender junger Mann rief für uns ein TukTuk an! Normalerweise wimmelt es davon an jeglichen Bus- und Bahnstationen.  Der Fahrer sollte uns eigentlich ins Panya Garden Resort bringen. Nur leider wusste er nicht einmal, wo genau das zu finden war. Huihui...wo waren wir da nur angelangt...
Die Bungalow-Anlage lag etwas außerhalb des kleinen Ortes, was uns vor einige Schwierigkeiten stellte: wie kommen wir an Wasser und etwas Essbares? Scheinbar ist hier niemand auf gefährtlose Rucksacktouries eingestellt, denn wir konnten im gesamten Ort weder ein Moped, noch ein Auto ausleihen. Überall, wo wir uns nach Guide & Car erkundigten, ernteten wir fragende Blicke und am Ende ein "No, we haven't." Es war wie verhext! Damals in Vietnam tat sich immer ein Bruder, Cousin, Schwibschwager auf, der ortskundiger "Reiseführer” war und uns kräftig in die Taschen greifen ließ. Hier saßen wir zwischen den Nationalparks fest und kamen einfach nicht hin. Niemand witterte ein Geschäft. Also gaben wir auf, deckten uns mit Essen und Trinken ein, das wir dank des geliehenen Mopeds der Besitzerin aus einem Laden besorgen konnten und blieben in der Umgebung. 
Nuno ging erstmal über die nostalgische Brücke und wurde von drei schwarzen, wespenähnlichen Gefliege angegriffen und gestochen. Es dauerte nicht lange und der Hund auf dem Gelände knurrte und schnappte nach ihm mit gefletschten Zähnen. Es war einfach der Wurm drin.


 Trotzdem war es herrlich - die Ruhe, die Natur und die aufgeschlossenen Menschen. Nuno und Rocco angelten etwas Fisch und Ronja machte Faxen:



Am Abend konnten wir eine Gottesanbeterin an unserem Moskitonetz begrüßen. Das war wirklich beeindruckend! Nuno nannte sie gleich liebevoll "Gotti", aber bei aller Toleranz: Gotti musste raus!



Da hier kaum Englisch gesprochen wurde, ging der Großteil über den nonverbalen Kommunikationskanal. Und so kamen uns die jüngst erworbenen Kenntnisse aus dem Workshop für interkulturelle Kommunikation zugute. Während wir Deutschen nämlich die harten Fakten austauschen, hat in fernöstlichen Ländern  die zurückhaltende Art der Kommunikation mit unbedingter Gesichtswahrung des Gegenübers absoluten Vorrang. Das scheint uns ganz gut zu gelingen. Und außerdem haben wir den Kinderbonus!
Den bekommen wir immer wieder auf's Freundlichste von unserer Gastgeberin zu spüren: sie schenkt unseren beiden Knirpsen frisches Kokosgebäck vom Markt und fährt uns zum Eisholen in den nächsten Laden. Am letzten Abend laufen wir zu einem etwa 800 Meter entfernten Restaurant, das sie uns empfohlen hat. Ungläubig steht sie am Gartentor und kann einfach nicht verstehen, weshalb wir mit "so kleinen" Kindern den ganzen langen Weg laufen wollen! Komische Farangs ( die weissen Ausländer). Auf jeden Fall war es dort sehr lecker und der Besitzer fuhr uns die elend lange ;-) Strecke zurück.


Das ganze hatte aber noch ein sehr belustigendes Nachspiel, denn er wollte uns morgen früh zum Busbahnhof fahren, was wir dankend annahmen. Am nächsten Morgen also standen wir mit vollem Gepäck startklar am Gartentor und warteten auf ihn und sein Auto vom Vorabend. Plötzlich bog ein Polizei-Van in die Einfahrt und wir dachten "Scheisse, na toll!" 
Aber welch eine Überraschung: der Restaurant-Besitzer ist im ersten Leben Polizist! Und der Bruder unserer Gastgeberin! Und so wurden wir nach mehrerem Fotografieren mit der Polizei zum Bus chauffiert. Die Fahrt war echt lustig!



Schabernack mit der Uniform!

Nebenher gab es am selben Morgen wieder Torte und diesmal 35 (Gebets-)Kerzen. Leider hatten wir nichts dabei, um sie anzünden zu können :-).



Nachtrag:
Hier trafen wir tatsächlich die sanftesten und freundlichsten Menschen auf unserer Reise.
Zu gern wären wir auch in den Wäldern wandern gegangen.