Donnerstag, 30. Juli 2015

Sin City - Siem Reap

Wir ergatterten ein paar der letzten 2.Klasse-Tickets im Nachtzug nach Bangkok. Für umgerechnet 70 Euro fuhren wir zusammen durch das ganze Land - toll :-)!
Um diesen einen Zug zu erreichen und in Bangkok unseren Anschlussflug nach Siem Reap (Kambodia) zu erreichen, wollten wir in Vientiane den Zubringer-Zug nehmen und ließen uns mit einem Sammel-TukTuk ins Nichts fahren - ein sehr geeigneter Ort für eine Bahnstation. Wie sich im Nachhinein ergab, legten wir eine Menge Geldwert in die Hände dieses TukTuk-Fahrers, denn Zeit und Pünktlichkeit scheinen für Laoten eine dehnbare Konstante zu sein. Wir schafften den laotischen Zug knapp und waren entsprechend angespannt, denn Zug weg heißt Flug weg!

Umso glücklicher waren wir, als wir die Grenze über den Mekong nach Thailand passierten (evtl. auf den Bildern zu erkennen ;-)).





Der Nachtzug war also geritzt. Wir deckten uns vorher mit "Flied Lice" ein - also gebratenem Reis mit Gemüse, was angesichts der Preise im Boardbistro eine prima Idee war und zogen gegen 19:00 los.



Ziemlich schnell nach der Abfahrt wurden die Betten heruntergeklappt und bezogen. Für's Erste sah alles gemütlich aus.



Wir fanden unsere Kajüten ziemlich komfortabel. Derweil tranken wir Großen ganz heimlich unsere kleine Dose BeerLao, denn im Zug herrschte striktes Alkoholverbot und unser Wagonbegleiter saß direkt unter uns (die Klassenfahrt-Erinnerungen wurden wieder ausgepackt :-)).



Leider fehlten dem Nachtzug zwei entscheidende Details: ein Dimmer gegen das geißelnd helle Licht und die Regulierung der Klimaanlage, die uns arktische Kälte in die Kabine blies. Die Nacht war entsprechend kurz und um fünf Uhr morgens auch schon wieder vorbei, denn praktischerweise hielt der Zug am Flughafen Dong Muaeng, von dem es weiter nach Siem Reap ging.





Völlig gerädert kamen wir gegen Mittag an und checkten ins Garden Village Guesthouse ein (keine gute Wahl - völlig überlaufen, wahnsinnig überchlorter Pool & zuviele Drogen).

Unser erster Eindruck von den Kambodschanern war, dass sie (genau wie die Laoten) alle miteinander dünn und sehnig in der Statur waren. Der Unterschied zu den wohlgenährten Thais fiel uns sofort auf - die Armut war deutlich sichtbar. Auf unserer ersten Tour durch die Straßen trafen wir einen sehr aufgeschlossenen jungen Mann, der uns mal flüsternd, mal sanft von der jetzigen Situation in seinem Land erzählte.
Angeblich geht es laut der Regierung stetig bergauf; im staatlichen Fernsehen "beweisen" sie der Bevölkerung ihren Fortschritt mit Ausschnitten aus neu gebauten Straßen und Schulen. Die Menschen fragen sich nur, wann sie diesen "Aufschwung" spüren und wohin ihre Steuern fließen. Ich empfahl ihm, sich den Flughafen in seiner Stadt anzuschauen - dann werde er wissen, wohin das Geld versickert. Die Regierenden fahren außerdem allesamt Mercedes, während ein Großteil der Menschen von der Hand in den Mund lebt und ihr ganzes Geld in die Bildung ihrer Kinder stecken, damit sie es einmal besser haben werden.

Bis jetzt können sich die Kambodschaner nicht beschweren, aber mehr und mehr setzen sich die jungen Leute zur Wehr. Ich empfahl ihm das Buch "Farm der Tiere" von George Orwell - es passt sehr gut zu dieser Regierung, die sich seit 30 Jahren die Taschen füllt!



Auf uns machte Siem Reap den Eindruck als Stadt der Sünde - Sin City. Mit Angkor bietet die Region so viel Kultur, aber die Straßen sind gefüllt mit Partyleuten, die sich allabendlich ins Nachtleben stürzen. Casinos, Rotlichtschuppen und SchickiMicki neben so viel Armut. Wir erfuhren, dass viele Clubs, Bars und Massagesalons russische Besitzer haben - die Kambodschaner mögen Russen überhaupt nicht. Rocco wurde im Übrigen zweimal angesprochen, ob er Russe sei, darunter einmal sehr unfreundlich von einem betrunkenen Einheimischen beim Abendessen - keine schöne Erfahrung.
A propos Essen: in den fünf Tagen hier hatten wir Großen nur zu tun, unsere Mägen von Krämpfen zu beruhigen, während Nuno und Ronja mit ihren ungesunden Pommes & Burger nichts hatten.

Siem Reap besitzt diesen Widerspruch in sich und ist kein Ort, an dem wir zurückkehren müssen - ganz anders Angkor.

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